Geschichte der Zeitmessung 28.05.2025
Vortrag von Veronika und Wolfgang Vogt im Turmuhrenmuseum für den
Förderkreis Mindelheimer Museen e. V.
Vorstand Ernst Woisetschläger
konnte trotz des Regenwetters zahlreiche Besucher Im Turmuhrenmuseum begrüßen.
Wolfgang Vogt als Gründer und langjähriger Leiter des deutschlandweit
reichhaltigstem Turmuhren Museum mit fast 50 Ausstellungsstücken – übrigens
alle funktionsfähig – eröffnete den Vortrag mit einem kurzen Abriss der
Entstehungsgeschichte des Museums. Tochter Veronika Vogt, ebenso von der
Turmuhrenbegeisterung wie ihr Sohn Lukas angesteckt, gliederte ihren Vortrag unterstützt
mit zahlreichen Bildern in mehrere Bereiche.
Zu den Elementaruhren zählt
natürlich als erstes der tägliche Sonnenlauf mit der jahreszeitlich bedingten
Tages- und Nachtlänge. Hirtenstab und der Schatten des Sonnenuhrstabes waren
mit entsprechender Beschriftung erste Zeitmesser, die bis in die heutige Zeit Verwendung
finden. Beispiele finden sich in Mindelheim im Kreuzkloster, an der
Gruftkapelle, Liebfrauenkapelle, an Maria – Ward Gebäuden, am Maristenkolleg
und vielen anderen Bauten. Die Steinformation von Stonehenge dient als monumentales
Kalendarium.
Wasseruhren als
„Auslaufgefäße“ mit innen tastbaren Rillen sind von vor über 2500 Jahren
überliefert. Eine antike Beschreibung einer Wasseruhr von 425 v. Chr. diente
als Vorlage für eine neuere Konstruktion, die nun am Marienplatz steht.
Sanduhren dienten seit jeher
als Kurzzeitmesser für den täglichen Gebrauch, als auch als Redezeitbegrenzer
in Kirchen (Kanzeluhr) und Institutionen.
Bei Kerzenuhren dienten farbige
Ringe als Zeitangabe und mit einem Nagel der beim Abbrennen laut in eine Schale
fiel oder ein Glöckchen betätigte als Wecker für die nächtlichen Stundengebete
in Klöstern.
Mechanische Uhren zeugen vom Erfindergeist zur Zeiteinteilung.
Die ersten Turmuhren – angefertigt von Kunstschmieden – gibt es seit den Jahren
um 1300 n. Chr. Immer bessere und präzisere Ausführung waren in Gebrauch bis in
die Neuzeit und bis zur Einführung elektrisch und quarzgesteuerter Modelle. Waaguhren
mit verschiebbaren Gewichten konnten an die wechselnde Tageslänge der
Jahreszeiten angepasst werden. Der „Sensenmann“ als Aufsatzfigur sollte an die Pestopfer
und an die Vergänglichkeit des irdischen Daseins erinnern. „Turmuhren sind ein zu Unrecht vergessenes Kulturgut“
mahnte Turmuhrenmuseumsgründer Wolfgang Vogt, der den Vortrag immer wieder mit
lustigen Anekdoten auflockerte.
Eine besondere Ausprägung sind astronomische
Uhren, die nicht nur die Zeit, sondern auch die Bewegung der Gestirne
zeigen. Eines der monumentalsten und auch kompliziertesten Uhrwerke ist am
Straßburger Münster zu sehen. Seit 1989 besitzt auch das Turmuhrenmuseum eine
astronomische Uhr.
Die Entwicklung der Pendeluhren
folgte strengen mathematischen Gesetzen. Das Gewicht des Pendels und die Länge
bestimmen die Schwingungsdauer, wobei die Wurzelfunktion zur Berechnung dient.
Eine Pendellänge von 4 m ergibt eine Schwingungsdauer von 2 Sekunden; eine Länge
von 9 m eine von 3 Sekunden. Das zweitlängste Pendel der Welt, das im Turm der
ehemaligen Silvesterkirche hängt, hat mit rund 25 m Länge eine Schwingungsdauer
von 5 Sekunden. Der daran hängende Glockenklöppel hat ein Gewicht von 120 kg. Dazu erzählte
Herr Vogt eine Anekdote vom mehrmaligen Transport dieses Glockenklöppels auf
den Turm der Stadtpfarrkirche und die missglückten Reparaturversuche.
Die Präzisionsuhren der
Neuzeit müssen auch die Position auf der Erde mit Längen- und Breitengrad
berücksichtigen. Als genialer Tüftler und Turmuhrenbauer gilt Johann Mannhard,
der Konstrukteur der Turmuhr der Mindelheimer Stadtpfarrkirche, die bis 1992 fast
sekundengenau ihren Dienst tat. Sie wird nun auf dem Platz vor dem Forum in
einem eigenen Gehäuse gezeigt, sogar mit 4 Zifferblättern, Uhrzeit, Datum,
Mondphasen und Tierkreiszeichen, eine Weiterentwicklung des Ingenieurs Schmid
aus Ulm. Der Antrieb des Freischwingerpendels
mit nur einem geringfügigen Impuls anstatt der aufwendigen Seilzüge, geht auf
den Pfarrer Josef Feller zurück, dem seine Vorgesetzten bescheinigten „mehr
Mechanikus als Klerikus“ zu sein.
Die Beschreibung von Kunst –
Werk – Uhren war ein Höhepunkt des Vortrages von Veronika und Wolfgang Vogt.
Bilder der Taschenuhr, die der Mindelheimer Uhrmacher Matthias
Reit schon etliche Jahre vor dem berühmten „Nürnberger Ei“ des Uhrmachers
Henlein gebaut hatte, unter--strichen das großartige Können des Mindelheimers. Die
Konventuhr aus einem Füssener Kloster ist das Prunkstück der
Turmuhrensammlung und zeigt eindrucksvoll die Verbindung von kunstvoller
Gestaltung aller Teile, Präzision und Funktion. Ein Video eines Figurenautomaten zeigte
die vielfältigen Bewegungen der verschiedenen Tiere, angetrieben von einem
Uhrwerk. Die Demonstration der „Flötenuhr“ des Turmuhrenmuseums, bei dem
Miniorgelpfeifen den Gesang eines Amselmännchens nachmachen, das den Schnabel
bewegt, rundeten den Vortrag ab, der zurecht mit großem Beifall bedacht wurde.
Text und Fotos von Wolfgang Hackl.
Bildtext zu den Fotos.
Bild 1: Leiterin des Turmuhrenmuseums Veronika Vogt
beim Vortrag. Auf dem Tisch verschiedene Modelle früherer Zeitmesser.
Bild 2: Waaguhr mit „Sensenmann Tod“
Bild 3: Astronomische Uhr
Bild 4: Kunstvolle und
reichverzierte Konventuhr
Bild 5: Flötenuhr mit Amselgesang


Leiterin
des Turmuhrenmuseums Veronika Vogt beim Vortrag. Auf dem Tisch verschiedene
Modelle früherer Zeitmesser.
Waaguhr mit „Sensenmann Tod“


Astronomische
Uhr
Kunstvolle
und reichverzierte Konventuhr

Flötenuhr
mit Amselgesang
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Förderkreis auf Reisen
Am 3.5.25 machten sich fast 50 Mitglieder mit einem modernen Steber Bus auf die Reise nach Nürnberg. Die im Krieg zu 80% zerstörte freie Reichsstadt zeichnet sich durch eine Vielzahl von Museen aus. Förderkreisvorsitzender Ernst Woisetschläger wählte das Naturhistorische Museum aus, das neben der Entstehungsgeschichte des Frankenlandes auch Weltkulturstätten wie das antike Rom oder die Jordanische Steinstadt Petra zum Inhalt hat. Führungen der Museumsleiterin und eines Mitarbeiters der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zeigten sich sehr kompetent und brachten uns die Sehenswürdigkeiten nahe. Lobenswert auch, dass die Museumsleitung extra wegen uns das Museum vormittags öffnete. Danach ging es mit einem 15- minütigen Fußmarsch zum Mittagessen ins Heilig Geist Spital, wo wir exzellent verköstigt wurden. Von dort wurden wir zu einer zweistündigen Führung durch die Altstadt von zwei gewitzten Führungspersonen abgeholt. Wir erfuhren über Baulichkeiten und alte Fachwerkstraßen bis zum Dürerdenkmal eine Menge über die Stadt. Mit neuem Wissen und zufriedener Müdigkeit kehrten die meisten noch in Cafés ein oder machten einen kleinen Stadtbummel, bevor man die Heimreise anbrach.
Bilder Katharina Sadzio


Das Heilig Geist Restaurant direkt über der Pegniz
Das rustikale Mittagessenlokal

Altes Fachwerkhaus, das vielfach genutzt wurde

Henkersbrücke

Lorenzkirche mit Balkon von dem zur Adventszeit das Christkind spricht
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Vortrag von Robert Antretter
im Museum am 29.04.2025
Zeitzeugen der Geschichte
Auf Einladung der Leiterin der
Mindelheimer Museen Friederike Haber, MA und stellvertretendem Museumsleiter
Markus Fischer trafen sich Förderkreismitglieder und geschichtsinteressierte
Bürgerinnen und Bürger Mindelheims zum Vortrag von Robert Antretter im Colleg. Thema
war seine Kindheit in Mindelheim und die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus
Platzgründen, wegen der vielen Besucher, fand die Veranstaltung in der
Cafeteria der Berufsschule statt. Umrahmt wurde der Vortrag von einigen
Ausstellungsstücken der Kriegs-,
Besatzungszeit durch die Amerikaner und der Nachkriegszeit aus dem
Fundus des Stadtmuseumsund des Stadtarchivs. Nach der Begrüßung schilderte Frau
Haber kurz den Lebenslauf des Referenten und seine zahlreichen Tätigkeiten und
Ehrungen. Robert Antretter als gebürtiger Münchner, Jahrgang 1939, aufgewachsen
in Mindelheim, war im Verlagswesen tätig
und von 1980 bis 1998 Abgeordneter der SPD im Bundestag und von 1993 bis 1999
Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Er erhielt
zahlreiche Auszeichnungen.
Gleich zu Beginn seiner
Ausführungen betonte der Vortragende, dass es sein vordringlichstes Anliegen
sei, als Zeitzeuge der Kriegs- und Nachkriegszeit Kindern, den Enkeln, Schülern,
Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Wissen um die damalige Zeit nahe zu
bringen. Er sei froh, dass er am Vormittag auch vor den Berufsschülern seinen
Vortrag halten konnte.
Der Bereich zwischen der
Mindelheimer Teckstraße und der
Kirchgasse sei ihm als Kind in Erinnerung. Er erinnerte an Josef Felder,
der in diesen Tagen 125 Jahre alt geworden wäre und zu dessen Gedächtnis auch
ein Platz in Mindelheim benannt wurde. Zur Erinnerung: Josef Felder, der seine
Kindheit und Jugendjahre in Mindelheim verbracht hatte, stimmte 1933 als
Reichstagsabgeordneter gegen das sogenannte Ermächtigungsgesetz und wurde von 1934 bis 1936 im Konzentrationslager
Dachau inhaftiert. Immer wieder zog Robert Antretter Parallelen zwischen seinen
Jugenderlebnissen, seiner parlamentarischen Zeit und der aktuellen Politik. Auch der Kontakt
als gelernter Schriftsetzer zur Verlegerfamilie Högel habe ihn nachhaltig beeinflusst. Aus der Besatzungszeit sei ihm besonders die
erste Begegnung seines Lebens mit einem „Neger“ – einem farbigen
Besatzungssoldaten in Erinnerung geblieben. Die Amerikaner hätten den Weg zur
Demokratie nach der Nazi-Zeit gezeigt. Gefährlich sei aber der Weg, den die
aktuelle USA – Politik unter Präsident Trump gegenwärtig gehe. Mindelheim als
Lazarettstadt nach dem Krieg mit den vielen Gesichts- und Kieferverletzten und
die Euthanasieuntaten der Nazis mit behinderten Menschen und seine eigenen
Begegnungen mit Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom habe ihn später dazu bewogen sich für die
Belange dieser Menschengruppen einzusetzen. Respekt vor dem Anderen zu fördern,
alles zu tun, was das Leben schützt, wurde für ihn zu einem wichtigen
Lebensziel, auch im Engagement für die Organisation „Lebenshilfe“ und in der
Ethikkommission des Europarates. Als Meilensteine der Verständigung bezeichnete
Antretter die Geschehnisse zwischen Kohl und Mitterrand zur deutsch-- französischen
Völkerverständigung und den Kniefall Willi Brands in Warschau in der
Ostpolitik. Einige Zitate beeindruckten die Zuhörer: „Politik müsse ein Gespür
dafür haben, was die Menschen bewegt, getragen von gegenseitigem Respekt. Politik
ist keine Wissenschaft – Politik ist eine Kunst. Zur Politik gehört der Streit,
aber vor allem auch der Kompromiss und die gegenseitige Achtung. Politik muss
den Frieden zum Ziel haben“.
Im Anschluss an den Vortrag stellte
sich der Referent auch den Beiträgen aus
dem Publikum, die sich auf das Lazarett der Mindelburg, die Situation der jüdischen
Familie Liebschütz und der Heimatvertriebenen nach dem Krieg bezogen. Markus
Fischer erläuterte beispielhaft die Geschichte der NSDAP – Tafel, des Kinderkleides
aus Ballonseide, einer roten Fahne und des Bildes, das eine Situation mit einem
Besatzungssoldaten an der Kreuzung vor dem Unteren Tor zeigt. Hinweise auf
entsprechende Publikationen von Dr. Bernd Linker : „Mindelheim im 20.
Jahrhundert“, sowie Broschüren des Förderkreises zur Geschichte der Familie
Liebschütz und zum „Operationssaal Mindelburg“ rundeten die Veranstaltung mit
dem Bezug zur Kriegs- und Nachkriegszeit ab.
Text zur Veranstaltung mit
Verwendung von Informationen über Robert Antretter aus „Wikipedia“ und zu Josef
Felder aus dem „Haus der bayerischen Geschichte“, von Wolfgang Hackl.
Bild 1 Museumsleiterin Friederike Haber bei der
Begrüßung.
Bild 2 Gemälde aus der Besatzungszeit mit dem Platz
vor dem unteren Tor
Bild 3 Der Referent Robert Antretter (leider etwas
unscharf durch die
Verwendung der Tele-funktion).

Begrüßung durch Friederike Haber MA,

Gemälde mit der Situation
vor dem Unteren Tor.

Robert Antretter nach dem
Vortrag.
Fotos von Wolfgang Hackl.
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Veranstaltung des Förderkreises Mindelheimer Museen e. V. 19.03.2025
Historische Filme aus Mindelheim
Der vorgesehene Vortrag von Stadtarchivar Andreas Steigerwald MA, über „Krisen, Klima, Katastrophen – Unruhige Zeiten in Mindelheim und Umgebung“ musste kurzfristig wegen der Erkrankung des Referenten umgestellt werden. Glücklicherweise hatte Mitglied Johannes Schalper 2 DVDs dabei. Es handelte sich um historischen Filmaufnahmen aus Mindelheim aus den Jahren 1939 bis 1951 In Windeseile wurde dank der Museumsleiterin Friederike Haber MA, die Veranstaltung vom Museumspädagogischen Raum im Textilmuseum in den Filmraum im Krippenmuseum verlegt.
Der Gobelinsaal - als in den Zeitungen angekündigter Veranstaltungsraum - ist für Vorträge derzeit nicht nutzbar. Er ist durch Projektions- und Lichtinstallationen der Studentinnen der Uni Augsburg im Rahmen der Ausstellung „Aufgemischt“ mit deren neuen Interpretationen zu den Werken Hilda Sandtners belegt.
Im Filmraum des Krippenmuseums konnten nun über den Großbildschirm die auf der DVD enthaltenen verschiedenen historischen Filme gezeigt werden. Johann Schalper kommentierte und erläuterte die Filmteile mit erstaunlichem Personengedächtnis. Neben den reinen Familienaufnahmen mit der Entwicklung der Kinder vom Baby zu Schulkindern und Erwachsenen , der Teilnahme der Väter in den Kriegsjahren entstand dank der Kommentierung von Herrn Schalper ein einmaliges historisches Bild der Stadt Mindelheim und der damaligen Situation für die beteiligten Familien. Die Vortragsbesucher erhielten dank der historischen Filmaufnahmen eine Vorstellung der familiären Lebenssituationen von der Geburt über Taufe, Kommunion, Firmung, Heirat bis zum Begräbnis auf dem Mindelheimer Friedhof. Auch die Abläufe bei einer Beerdigung von der Abholung des Sarges im Haus mit Pfarrer und Ministranten, der Transport mit dem historischen Leichenwagen und die hohe Beteiligung der Bürger bei der Beisetzung sorgten für Erstaunen. Die Stadtansichten von Mindelheim, die im Hintergrund der Aufnahmen zu sehen waren, fanden das lebhafte Interesse der Veranstaltungsteilnehmer. Diese hatten jene Zeiten nicht oder nur teilweise erlebt. Mit besonderer Aufmerksamkeit registrierten sie die Veränderungen im Lauf der Jahre im Stadtbild mit ihren Gebäuden und die damals leeren Straßen, in denen Autos eine Seltenheit waren. Fußgänger, Radler oder Kinder mit Rollern, Dreirad und Mädchen mit ihren Puppenwagen kamen im Film vor. So manche Erinnerungen an die eigene Kindheit oder an Erzählungen der Eltern wurden bei den Besuchern der Veranstaltung geweckt, die den nostalgischen Blick in vergangene Zeiten am Schluss mit reichem Beifall belohnten.
Vorstandsbeisitzer Wolfgang Hackl bedankte sich in Vertretung des 1. und 2. Vorstandes bei Herrn Schalper für seine Bereitschaft die einzigartigen Filmdokumente zu zeigen und auch situationsentsprechend zu kommentieren. Sein Dank galt ebenso Museumsleiterin Friederike Haber, MA, die kurzfristig die Umstellung organisierte und die Steuerung der DVD-- Wiedergabe begleitend zum Kommentar übernahm. Beide erhielten als kleines Dankeschön eine Geschenkpackung mit notwendigen, immunstärkenden Säften in den gegenwärtigen Erkältungszeiten.
Text: Wolfgang Hackl

Bildausschnitt der Filmvorführung im Krippenmuseum. Rechts im Bild kommentiert Johann Schalper die Szenen aus den Filmbeiträgen.
Foto von Wolfgang Hackl
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Hochzeit zu Kana –
Vortrag Markus Fischer
03. 02. 2025 Förderkreis Mindelheimer Museen
Gut 30 Zuhörer konnte
Vorstand Ernst Woisetschläger zum Vortrag von Markus Fischer in der
Jesuitenkirche begrüßen. Er dankte dem stellvertretenden Museumsleiter für
seine Bereitschaft die restaurierte Jesuitenkrippe mit der neu gestalteten
Szene der Hochzeit zu Kana den interessierten Besuchern zu erklären. (Bild 1).
Markus Fischer ging
eingangs auf das 1618 revolutionäre
Konzept der Jesuiten ein, die Heilsgeschichte des neuen Testaments mit Hilfe
von aufgestellten Figuren in szenenhafter Weise darzustellen. Nach und nach
kamen so bis zu 250 Figuren hinzu, von denen aber nur noch etwa 85 die wechselhaften
Zeiten der vier Jahrhunderte überdauert haben. Er berichtete aus der Historie,
dass die Obrigkeit zeitweise sogar befürchtete, dass die Leute nur noch zum
Schauen in die Kirche gehen würden. Von 1804 bis 1825 gab es sogar ein Verbot
der Krippenaufstellung. Manche Mesner betrachteten später die Krippe als ihr
Eigentum und wollten die Figuren sogar verkaufen. Glücklicherweise kam es
jedoch nicht dazu.
Einzelnen Berichten
zufolge sollen sogar10 bis 12 Szenen präsentiert worden sein. Mit den Jahren verlor
die Krippe allerdings an Umfang und Bedeutung, obwohl sie bis in die 50er Jahre
immer wieder aufgestellt wurde. Vieles an den Figuren wurde durch Pappmaché – Masse ersetzt und es wurden
einfachere Materialien verwendet.
Erst in den 70er Jahren
wurde die Krippe durch die Familie Hirle wiederbelebt. Der Schwerpunkt lag
dabei auf Reparatur der kaputten Elemente. Es erfolgte keine umfassende Restaurierung
betonte Fischer- Als Beispiel zeigte er einen einfachen Unterbau der Figuren,
bestehend aus einer Bodenplatte und einem Stock und 2 Füßen mit Sandalen. (Bild 2)
Bei anspruchsvolleren Restaurationen
wurden im 18. Und 19. Jahrhundert sogar hölzerne Gliederpuppen mit beweglichen
Armen und Beinen für die Figuren verwendet. Auch hier konnte Markus Fischer ein
Beispielexemplar zeigen. ( Bild 3). An
einem noch nicht restaurierten Soldaten demonstrierte Markus Fischer den
Unterschied zwischen den alten und den „neuen“ Figuren.
Nach der mühevollen und
dankenswerten Wiederherstellung der Krippenfiguren und ihrer Bekleidung durch
die Familie Hirle wurde die Krippe in einer Simultandarstellung gezeigt. Alle
Figuren wurden um die zentrale Gruppe der heiligen Familie gleichzeitig als
Abendland mit schwäbischen Trachten und als Hirten auf der einen Seite und als
Orient mit den prunkvoll gekleideten Königen mit ihrem Gefolge auf der anderen
Seite an der Südwand der Kirche auf verschieden hohen Podesten aufgebaut. Diese
Aufstellung mit den noch verbliebenen Figuren wurde beibehalten bis 2020.
Danach erfolgte die
vollständige Restaurierung der Figuren durch den Diplom-Restaurator Ernst
Striebel. Nach erhaltenen historischen
Fotos von 1917 und 1941 schuf Markus
Fischer zusammen mit Ernst Striebel die neuen Kulissen nach diesen Vorbildern.
Fischer wies auf die einfachere Konstruktion der Kulissenteile in
Leichtbauweise hin. Alle Teile sind durch ein Stecksystem verbunden, wobei die
einzelnen Elemente problemlos von einer Person transportiert werden können. Die
Aufstellung erfolgt nun auch nach dem neuen „alten“ Konzept in einzelnen
Szenen, das schon bei den Jesuiten von Anfang an galt. Nach der
Verkündigungsszene am 1. Advent und einer zunehmenden Zahl an Hirten und
Schafen folgt am 2. Advent die Herbergssuche. Die Szene der Geburt Christi wird
an Weihnachten aufgestellt, gefolgt von der Anbetung der Könige am 6. Januar,
wo dann alle Figuren zu sehen sind.
Neu hinzu gekommen
ist in diesem Jahr die Hochzeit zu Kana,
die dank einer großzügigen Spende des Freundeskreises Alt – Mindelheim
verwirklicht werden konnte. Neue Kulissen mit Säulen und einer großen
Frontblende – ebenfalls in aufbaufreundlicher Leichtbauweise mit Stecksystem - rahmen
eine Hochzeitsgesellschaft ein. Im Vordergrund Maria und Jesus vor einer Reihe
von Tonkrügen. (Bild 4).
Viele Figuren die vorher
in der anderen Krippenszene standen, zogen um in die neue Umgebung. Auf der
rechten Seite Frauen in historischen schwäbischen Kostümen und der Wirt mit der
weißen Schürze - schon bekannt aus der
Herbergssuche – auf der anderen Seite die Hirtenmusikanten mit Dudelsack, Horn
und Schalmei. (Bild 5). Die Aufstellung genau gegenüber der Eingangstüre ist
bewusst so gewählt worden um dem Besucher sofort ins Auge zu fallen.
Während die Hauptkrippe
am folgenden Tag abgebaut wird, soll die Hochzeit zu Kana noch einige Zeit
stehen bleiben.
Reicher Beifall belohnte
den Referenten, der alle Besucher nach der kalten Kirche noch zu einem
wärmenden Umtrunk in die Cafeteria einlud. Die Museumsleiterin Friederike Haber
begrüßte ebenfalls die Teilnehmer, die dankbar den vom Museumsteam vorbereiteten
heißen Kaffee genossen.
Text von Wolfgang Hackl,
ebenso die Fotos 1, 2, 4 und 5.
Bild 3 von Katarina
Sadzio.
Bild 1: Begrüßung durch Vorstand Ernst
Woisetschläger

Bild 2: Fußgestell einer Figur

Bild 4:
Hochzeit zu Kana mit großer Kulisse

Bild 3: Hölzerne Gliederpuppe
(Foto von Katarina
Sadzio)


Bild 5: Ausschnitt der Hochzeitsgesellschaft.


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20.Januar 2025
Foto der neuen Vorstandschaft des Förderkreises
Mindelheimer Museen e. V.

Von links nach rechts:
Elli Geiger –
Schriftführerin, Gertraud Keil – Kassenführung, Gabi Birkle – Beisitzerin,
Peter Kühnel – 2. Vorstand, Ernst Woisetschläger – 1. Vorstand, Wolfgang Hackl
– Beisitzer. Beisitzerin Elvira Reger fehlt leider auf dem Bild.
Foto: Markus Fischer
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Vortrag im
Krippenmuseum von Friederike
Haber über 2 neue Krippen.
20.01.2025
Die Museumsleiterin
Friederike Haber eröffnete mit einem Vortrag im Krippenmuseum die
Veranstaltungsreihe 2025 des Förderkreises Mindelheimer Museen. Im Mittelpunkt
standen die beiden neu erworbenen umfangreichen Krippen, die dank der
Finanzierung des Förderkreises zu einem „Schnäppchenpreis“ von je 1000 €
erworben werden konnten.
Gleich zu Anfang stellte
Frau Haber den theologisch bedeutsamen Zusammenhang zwischen Adam und Eva mit
der Erbsünde und der späteren Erlösung davon durch die Geburt und den späteren
Kreuzestod Christi heraus. Ganz bewusst wurde diese Gegenüberstellung im
Eingangsbereich des Schwäbischen Krippenmuseums platziert.


Madonna
mit Kind (Leihgabe
der Sparkassenstiftung
Adam und
Eva der Kloster Wald Krippe

Zahlreiche Mitglieder
waren der Einladung des Förderkreises zum Vortrag gefolgt, wie der 1. Vorstand
Ernst Woisetschläger in seiner Begrüßung mit Freude feststellen konnte.
Im ersten größeren
Ausstellungsraum war die Krippe der Familie Nehmer aus Brunnstetten bei
Augsburg zu sehen. Ein Teil der Figuren war auf den Tischen ausgebreitet,
während noch zahllose weitere Figuren in den vielen Kisten eingelagert sind.
Eine wahrhafte Mammutaufgabe für das Museumsteam von Friederike Haber und dem
stellvertretenden Museumsleiter und Kreisheimatpfleger Markus Fischer, da alle
Teile für das Museum registriert, fotografiert und dokumentiert werden müssen.


Ausgewählte
Figuren auf den Tischen und noch weitere unzählige Teile in den seitlich
abgestellten 6 Kisten.
Den Besuchern wurde damit auch erst eindrücklich bewusst, wie viel Arbeit hinter den Szenen und Figuren des Krippenmuseums steckt, die zudem in einem durchdachten Präsentationsplan angeordnet sind.
Interessant ist es auch die Entwicklung der Krippenkultur zu verfolgen vom heimischen Bäckermeister Lorenz Fackler, dem 3 Vitrinen mit Krippen und Figuren gewidmet sind, bis zu den Arbeiten von Josef Wiegel.
Zwischendurch erklärte Markus Fischer den inneren Aufbau der meisten Krippenfiguren vom Standfuß über das Drahtgerüst an das dann Hände, Füße und der Kopf einfach aufgesteckt werden können. Somit sind auch wechselnde Körperhaltungen gut möglich. Für die Kleidung
reichen dann übrige kleine Teile von einfachen oder auch wertvolleren Stoffen.
Eine ganz andere Machart
weisen die sogenannten „Bachenen“ Krippenfiguren auf, die – meist aus Ton
gefertigt – im Herdbackofen gebrannt wurden. Ein einem der hinteren größeren
Räume des Museums wurden diese Krippenfiguren aufgelegt, die zu einer Krippe
aus dem sogenannten schwäbischen „Krippenparadies“ gehören. Damit wird der Bereich
um die Ortschaften Ichenhausen, Wettenhausen, Wattenweiler und noch einige
andere Orte bezeichnet, in dem viele Krippenschnitzer lebten. Ging es diesen hauptsächlich um ein mehr oder
weniger aufwendiges Hobby, war es für Josef Wiegel, ein gelernter Maurer, in
den Wintermonaten ohne Arbeit eine Notwendigkeit seine Krippenfiguren zu
verkaufen um seine große Familie
ernähren zu können.


Verschiedene Hintergründe von Krippenaufbauten und
die sogenannten „Bachenen“ präsentierte Friederike Haber den interessierten Besuchern.
Denen hatte es der rustikale Holzkoffer in dem Teile der Fassaden lagen
besonders angetan.
Darin lag auch eine Stoffrolle, auf die ein orientalischer
Hintergrund für eine Krippe aufgemalt war.
Langer
und begeisterter Beifall belohnte Museumsleiterin Friederike Haber und Markus
Fischer für die Präsentation der neu angeschafften Krippen, die eine wertvolle
Ergänzung des Krippenmuseums darstellen. Deren Aufarbeitung bedarf es noch viel
Mühe. Ernst Woisetschläger bedankte sich im Namen des

Förderkreises
für den informativen Vortrag und die große Mühe und Arbeit, die hinter der
Ausstellung der Krippenfiguren steckt. (Text und Fotos von
Wolfgang Hackl)
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Programm 1. Halbjahr 2025 des Förderkreis Mindelheimer Museen e.V.
Zitat: Es macht Freude, Freude zu schenken sagt der Volksmund.
Gehen Sie wieder einmal ins Kino. Empfehlen kann ich die Seniorenfilme mit Kaffee die nur 5,50 Euro kosten im Filmhaus Huber in Türkheim immer am 1. Mittwoch des Monats um 15 Uhr beginnen, Kaffee ab 14.30 Uhr. In Wörishofen mittwochs an den folgenden Terminen.
Die Termine und Titel:
Türkheim: Mi. 8.01. Immer wieder Dienstag; 5.02. Alter weißer Mann; 5.03. Thelma-Rache war nie süßer; 2.04. Die leisen und die großen Töne.
Bad Wörishofen: Mi. 22.01.der Buchspazierer; Mi. 19.02. Die leisen und die großen Töne; Mi. 19.03. Immer wieder Dienstag; Mi. 16.04. Toni und Helene. Ohne Kaffee
Mo. 20. Jan. 15 Uhr im Museumsgebäude Hermelestr. 4: Die neuen Schätze des Krippenmuseums, Vortrag von Friederike Haber MA über die Zukäufe des Förderkreises.
Do. 23. Jan. 18. Uhr Stammtisch, Ort wird in der MZ bekannt gemacht
Do. 30. Jan. 19 Uhr Volksliedersingen in Khurams Reichsadler, mit neuem Musiker Karl Gutmann
Mo. 03. Feb. 15 Uhr in der Jesuitenkirche am unteren Tor: Rekonstruktion der Hochzeit zu Kana der Jesuitenkrippe. Führung durch Markus Fischer.
Do. 27. Feb. 18 Uhr Stammtisch, Lokal wird in der MZ bekannt gegeben
Do. 13. März 19 Uhr Volksliedersingen, Lokalität wird in der MZ veröffentlicht
Mi. 19. März 15 Uhr im Museumsgebäude Hermelestr. 4.: Krisen, Klima, Katastrophen. Unruhige Zeiten in Mindelheim und Umgebung. Vortrag von Andreas Steigerwald MA
Do. 27. März 18 Uhr Stammtisch, Gaststätte wird in der MZ bekannt gemacht
Mo. 7. Apr. 15 Uhr im Museumsgebäude Hermelestr. 4: Die 20 er Jahre, das Jahrzehnt der Designerinnen, Vortrag von Museumsleiterin Friederike Haber MA im Textilmuseum
Do. 17. Apr. 18 Uhr Stammtisch Lokal wird in der MZ veröffentlicht
Do. 24. Apr. 19 Uhr Volksliedersingen, Lokal wird in der MZ bekannt gemacht
Sa. 3. Mai. 7.30 Abfahrt am Busbahnhof in Mindelheim zur Tagesfahrt nach Nürnberg mit Museumsbesuch und Stadtführung. Rückkehr 21 Uhr
Do. 22. Mai 18 Uhr Stammtisch Lokalität wird in der MZ veröffentlicht
Mi. 28. Mai 15 Uhr im Turmuhrenmuseum: Vortrag von Turmuhren- Museumsleiterin Veronika Vogt über die Historie der Zeitmessung
Do. 5. Juni 19 Uhr Volksliedersingen Lokalität wird in der MZ veröffentlicht
Mo. 16. Juni 15 Uhr im Museumsgebäude Hermelestr. 4.; Vortrag von Peter Hartmann über archäologische Besonderheiten im Unterallgäu.
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Verbindliche Anmeldung zum Ausflug am 3. Mai 7.30 Uhr nach Nürnberg
Ich nehme mit ........Personen am Ausflug teil, Name(n) in Druckschrift
Unterschrift: .............................................
Abgabe: Museumskasse, Obige Postadresse, oder per mail: ernst.woisetschlaeger@gmx.de; auch per Telefon: 08245-3518
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Nachfolgend Volksliedersingtermine 2025:
30.1.
13.3.
24.4.
5.6.
7.7.
18.9.
30.10.
Die Gaststätten werden immer in der Woche davor in der MZ bekannt gegeben.